Freitag, 1. November 2013

Sexarbeit ist Arbeit!

Das Thema Prostitution ist wieder in den Medien. Anlass ist diesmal Frankreich. Dort plant man, nach schwedischen Vorbild, die Kunden der Prostituierten zu kriminalisieren. Unter feministischen Deckmäntelchen, betreibt man die gleiche Scheinheiligkeit wie einst die Kirchen und verdrängt die Prostitution aus der Öffentlichkeit. Damit ist letztlich nur den Zuhältern geholfen. Es ist leider Fakt, das die Politik in den letzten Jahren – auch in Österreich – bewusst oder unbewusst die Zuhälterei gefördert hat.

Bleiben wir naheliegenderweise in Österreich. Hier ist es beispielsweise so, dass Prostitution sogar die einzig legale Erwerbsmöglichkeit Ayslwerbender ist. Bis vor kurzem war es so, dass es für Prostituierte viel einfacher war, einen Einreisetitel zu erhalten, als zB eine Hilfsarbeiterin. Das stand zwar nicht direkt so im Gesetz, ergab sich aber aus den verschiedenen Bestimmungen.

In Wien kommt erschwerend dazu, dass die Prostitution in unbesiedelte Randgebiete gedrängt wurde. Wer sehenden Auges durch die Raststätte Auhof fährt (auch tagsüber – ist sogar besser weil man einen guten Eindruck vom Areal bekommt), stellt fest, dass dieses Areal einer Aufforderung zur Vergewaltigung gleichkommt.

Anders gesagt: so wie sich die Situation dort darstellt, wäre es für eine Frau ohne „Beschützer" lebensgefährlich. Wenn Sie dann noch nach dem Preis fragen dreht es Ihnen wahrscheinlich dem Magen um. Zumal die Damen – wie aus Interviews zu entnehmen ist – 50 % abliefern müssen. Weil sie wissen dass sie Polizei dort nicht schützen wird und dort auch nicht schützen kann. Wie es richtig ginge zeigen Utrecht, Köln und neuerdings Zürich, neben anderen europäischen Städten. Nebenbei können solche Anlagen auch einen Stützpunkt für Sozialarbeiter enthalten. Für den Fall dass man wirklich helfen will.

Zusammengefasst wurden die Rahmenbedienungen derzeit so gestaltet, dass für Ausländerinnen die Prostitution in Wien vielfach die einzige halbwegs ertragreiche Einnahmequelle ist. Gleichzeitig wurde einige Zeit lang der Zuzug begünstigt. Der Effekt ist, dass kaum Österreicherinnen mehr am Strich gehen. Ausländerinnen haben aber kaum Verankerung, Ortskenntnis und sind für Zuhälter – die oft genug aus ihrem Heimatland kommen – ein besonders leichte Opfer. Gut war das nur für die Freier, denn die zahlen wenig wie nie zuvor.

Doch warum muss Prostitution überhaupt bekämpft werden? Alle vorgebrachten Argumente entbehren nicht einer gewissen Scheinheiligkeit. Die mafiösen Strukturen werden durch Verbote geschaffen und begünstigt. Ein Verbot ist die Ursache und nicht die Lösung des Problems. Das Menschen ihren Körper verkaufen? Ihre Gesundheit? Bitte was macht dann ein Bauarbeiter? Ein Bauarbeiter verkauft im Laufe seines Arbeitslebens seine Wirbelsäule.

Wer Prostitution als Ausbeutung ablehnt, muss konsequenter Weise auch Lohnarbeit ablehnen. Ich denke wir wissen genau, wie viele U-Bahn Toiletten in Wien gereinigt werden würden, wären wir darauf angewiesen, dass jemand aus inneren Antrieb und weil es ihm oder ihr ein Anliegen ist, die U-Bahn Toilette in der Freizeit zu reinigen. Doch Menschen haben die Wahl diese Arbeit anzunehmen oder eben zu verhungern, denn wer angebotene Arbeit verweigert verliert auch die Mindestsicherung. Ist das kein Zwang?

Stahlkocher verdienen vergleichsweise sehr gut. Doch auch das hat Gründe, denn wäre dem nicht so, würden sie auch kaum dieser Arbeit nachgehen, zumindest so lange nicht, so lange sie das gleiche Geld mit weniger Aufwand bekämen. Letztlich erhalten wir alle unseren Lohn und unser Gehalt dafür das wir etwas, was wir eigentlich nicht oder nicht zu diesem Zeitpunkt oder nicht in diesem Ausmaß machen möchten. Die Prostituierte nimmt Geld für Sex mit einem Menschen, mit dem sie normalerweise keinen Sex haben würde. Man sollte nachdenken, wieviel Unterschied das wirklich ist.

Prostituierte verdienen unsere Annerkennung, eine vollwertige Integration in unser Sozialversicherungssystem und endlich Rechtssicherheit für ihre Bezahlung. Bis vor kurzemm difamierte der Staat die Einkünfte eine Prostituierten zwar als "sittenwidrig", hob aber Einkommenssteuer ein. Seit einem OGH Urteil im Jahr 2012 können Prostituierte wenigsten ihren Lohn einklagen. Dennoch bedarf es einer Überarbeitung des Gesetzes.

Werner Rochlitz

Über mich

Mein Name ist Werner Rochlitz. Ich bin 37 Jahre, verheiratet und habe drei Kinder. Beruflich bin ich Sekretär in der Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck Journalismus, Papier. Über meine Hobbies verrate ich nur das Lesen und Filme dazu gehören und das ich mich für das Eisenbahnmuseum Schwechat einsetze. Ich wohne in Klosterneuburg und arbeite in St. Pölten. Besonders freue ich mich über Kommentare zu meinen Blog. Meine Adresse ist w.rochlitz@gmx.net Ich bin auch auf Facebook, zu finden.

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

Game Over!
Nach einem eindeutigen Resultat, muss ich nun die Konsequenzen...
Caimano - 26. Jan, 19:36
Mehr Verkehr - aber nicht...
Gut Christoph Grissemann hat mich durch den Kakao gezogen....
Caimano - 21. Jan, 08:26
Gemeinderatswahl - nur...
Wie fühlt sich Wahlkampf an? Dass Wahlkampf anstrengend...
Caimano - 17. Jan, 12:52
Ozahn statt owezahn!
„Es mag Politikerinnen und Politiker geben, die das...
Caimano - 7. Jan, 20:19
Wahlkampf
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger! Vielleicht haben...
Caimano - 20. Dez, 05:55

Gesehene Filme

Befreiung

Bodyguard

Darwins Albtraum

Das Geisterhaus

Hasenjagd

Helden in Tirol

Indien

Keinohrhasen

Lawrence of Arabia

Nur aus Liebe

Panzerkreuzer Potemkin

Pulp Fiction

Taxi

We feed the world

Was wir ersehen in der Zukunft fernen...

Mein Lesestoff

Carl Zuckmayer
Des Teufels General

Friedrich Dürrenmatt
Der Richter und sein Henker

Friedrich Dürrenmatt
Der Verdacht

Wolfgang Leonhard
Die Revolution entläßt ihre Kinder

Michael Solochow
Der stille Don

Michael Ende
Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer

Douglas Adams
Per Anhalter durch die Galaxis

Tony Hawks
Playing the Moldovans at Tennis

Suche

 

Status

Online seit 5242 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 26. Jan, 19:39

Credits


Profil
Abmelden
Weblog abonnieren