Freitag, 16. Dezember 2011

Politikereinkommen reloadet

Phantasievoll sind sie ja nicht, die Kolleginnen und Kollegen der grünen Gemeinderatsfraktion. Das hier gesagte gilt nach wie vor. Dennoch kam gestern nach rund 1 ½ Jahren wieder der selbe Schwachsinn daher. Ein typischer Besserverdienendenclub, der sich gar nicht vorstellen kann dass jemand aus dem "gemeinen Pöbel" ein Mandat ausübt. Mir drängt sich ja der Verdacht auf dass es wohl eher das schlechte Gewissen der Grünen ist. Oder auch das politische Kalkül dass die ÖVP eh dagegen sein wird. Was wenn nicht?

Dabei könnten – durchaus im Wirkungsbereich des Gemeinderates auch intelligentere Reformen angegangen werden. Ob der Vorschlag des Gemeinderat Hofbauer die Ortsvorsteher aus dem Kreis der Gemeinderäte zu rekrutieren klug ist, kann durchaus debattiert werden. Die Reduktion der Stadträte erscheint mir weniger sinnvoll. Eher wären Änderungen bei der Ressortverteilung günstig, weder macht es Sinn einen Stadtrat ausschließlich mit den gemeindeeignen Hochbauten zu beschäftigen, noch ist es besonders sinnvoll Familien, Frauen, Jugend, Schulen und Kindergärten zu einem Riesenressort zusammenzufassen. Das wären wohl eher zwei Stadträte. Warum Umwelt mit Verwaltung und Organisation zusammengelegt ist, außer vielleicht den Ehrgeiz einen Ausschuss zu bilden in dem dreimal so viele Beamte wie Ausschussmitglieder, bleibt ebenso ein Geheimnis der Volkspartei.

Schlüssig ist mir auch nicht warum die Ortsvorsteher von Weidling, Kierling und Kritzendorf ein Drittel mehr bekommen als die von Höflein, Gugging und Weidlingbach. Das Argument der Einwohnerzahl kann ich nicht nachvollziehen zumal ich der Meinung bin dass der Ortsvorsteher in den Randgemeinden wichtiger ist. Aus der Brandmayerstraße ist es doch näher zum Rathaus als aus Scheiblingstein.

Die Bezüge der Umweltgemeinderäte sind sicherlich völlig überzogen. Das Dreifache eines Gemeinderates ist für diese Funktion sicher nicht gerechtfertigt. Ebenso völlig überzogen ist die Entlohnung des Vizebürgermeisters. Die Führung der Stadt erfolg ja nicht kollegial sondern der Vizebürgermeister geht, wie jeder andere Stadtrat seiner Arbeit nach, vertritt lediglich zweitweise den Bürgermeister. Hier erscheint mir eine Reduktion in die Nähe der Stadtratniveaus durchaus möglich.

Keine dieser Anmerkungen ist in Stein gemeißelt. Sie sehen aber, wenn man bloß eine halbe Stunde nachdenkt, kommt man zu durchaus interessanten Überlegungen. Diese Debatte würde ich gerne mit den Grünen führen und nicht einfach „temporär“ (wie lange eigentlich?) um 10 % weniger für alle fordern.

Werner Rochlitz

Samstag, 10. Dezember 2011

Was nun?

Nun werden also munter Sparpakete geschnürt. Sparpakete die bald zu öffentlichen Suppenausspeisungen führen werden. Sparpakte die noch mehr Unzufriedenheit bei der Bevölkerung schaffen. Sparpakete die einschneidende Verschlechterungen bei Pensionen bringen. Wen der 67jährige, der immer noch arbeiten muss, die Zukunft ruiniert ist klar: es ist der arbeitslose 20jährige, der auf Straße steht und dann mit anderen arbeitslosen 20jährigen marschieren geht. In irgend ein beschissenes Reich, welches, im schlimmsten Fall den nächsten Weltkrieg produziert.

Das kennen wir schon. Nicht? „Lernens Geschichte“ täte Altbundeskanzler Kreisky sagen. Vor ziemlich genau 80 Jahren spielte sich das alles schon mal ab. Bemerkenswert, wie wenig man seit damals gelernt, bzw. wieder vergessen hat. Bemerkenswert auch dass der Kapitalismus offenbar genauso untauglich ist wie es der Kommunismus á la Sowjetunion war. Beide Systeme hat 1945 die Möglichkeit zum Neustart, beide haben versagt.

Was kommt nun? Wie in den 30er Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts versuchen sich sozialdemokratische und konservative Politiker am Krankenbett des Kapitalismus. Dabei sehen sie nicht dass Enteignungen, in welcher Form auch immer, zur Rettung des sozialien Friedens unerlässlich sind. Es geht einfach nicht, den sozialen Frieden zu erhalten wenn 80.000 von 8.000.000, oder eben 1% der Österreicherinnen und Österreicher über 29% des Geldvermögens verfügt. Das hätte ebensowenig passieren dürfen wie die Tatsache dass 10 Personen ein Viertel aller GmbH gehören. Gegensteuern ist unausweichlich.

Mit diesem Hintergrundwissen wird auch das Märchen, wonach von den Reichen wäre nichts zu holen sei, entlarvt. Ein plakativer Vergleich: 10% der Österreicher verfügen über 238 Mrd. Euro. Das ist circa die Hälfte des privaten Geldvermögens. Der Staatsschuldenstand liegt derzeit bei rund 216 Mrd. Euro. Übrigens: die Vergleichszahlen sind in Deutschland ganz ähnlich. Übrigens hätte Österreich mit einem Schlag knapp 8 Mrd. zusätzlich zur Verfügung.

„Leistung muss sich lohnen“ propagiert der politische Mitbewerber und plädiert darauf die „Leistungsträger“ in Ruhe zu lassen, dh steuerlich zu schonen. Abgesehen davon dass ich nicht hoffe dass jemand für eine Erbschaft eine Leistung erbracht hat – das wäre wohl ein Fall für den Staatsanwalt – wird bei einem Freibetrag von 1 Mio. Euro wohl kein Eigenheim angetastet. Gleiches muss dann natürlich auf für alle Umgehung – zB Schenken – gelten.

Leistungsträger hin oder her, mehr Verantwortung als der Bundespräsident hat niemand in dem Land. Folglich ist nicht einzusehen warum Einkommen jenseits des Bundespräsidenteneinkommens nicht noch erheblich drastischer besteuert werden. Der Drohung dass Herr Treichl (CEO der Erste Group, vormals „Erste Bank der österreichischen Sparkassen AG) dann bei einem ausländischen Institut anheuert würde ich mit einer gewissen Gelassenheit entgegensehen.

Fragwürdig ist ferner, welchen Nutzen Österreich aus der Gruppenbesteuerung zieht dh welchen Vorteil (außer dem Eigentümer natürlich) jemand hat dass Verluste im Ausland Gewinnen in Österreich gegengerechnet werden dürfen. Warum konkret kann ich bei einer Produktionsverlagerung ins Ausland die Anlauf verluste stuermindernd geltend machen? Als Belohnung für in Österreich vernichtete Arbeitsplätze? Die Abschaffung dieser Gruppenbesteuerung ist ebenfalls dringlich.

Letztlich sind diese Maßnahmen auch im Sinne der Reichen. Österreich ist immer noch ein Land in dem Superreiche bedenkenlos zu jeder Tages- und Nachtzeit in der Wiener Innenstadt flanieren können, ohne Bodyguards und ohne Angst. Wenn sie zum Verzicht bereit sind und endlich aufhören auch an der Krise verdienen zu wollen dann wird das auch so bleiben.

Werner Rochlitz

Dienstag, 1. November 2011

Golfplatz

Ein Golfplatz am Weißen Hof ist momentan da vorherrschende Thema in Klosterneuburg. Ist es nur die veröffentlichte Meinung oder haben wir wirklich keine anderen Sorgen? Andererseits muss ich als Mandatar zur Kenntnis nehmen dass dieses Thema die Gemüter erhitzt. Von „Arbeitsplätze“ bis zu „die Kapitalisten bauen sich Ihren Spielplatz“; von „endlich weg mit der Intensivlandwirtschaft“ bis zu „rettet die (unberührte???) Natur“, spannt sich der Bogen der Befürworter und Gegner.

Viele Argumente pro und contra haben etwas für sich. Tatsache ist, dass ein erheblicher Teil des Areals landwirtschaftlich genützt wird, schlimmer ist da ein Golfplatz auch nicht. Tatsache ist auch dass es ethisch fragwürdig ist, ein Rehabilitationszentrum mit einem Reichenspielplatz zu kombinieren.

De facto werde ich wohl ein Golfplatzgegner sein, obwohl ich nicht prinzipiell gegen die Errichtung bin. Ich bin aber unbedingt dagegen, dass auch nur ein Cent Steuergeld in dieses Projekt zu investieren. Es ist zu bezweifeln, dass die Betreiber letztlich alle nötigen Infrastrukturkosten, vor allem die Wasserversorgung, übernehmen können. Auch werde ich darauf achten ob nicht versteckte Kosten – wie zum Beispiel ein Straßenausbau wegen des vermehrten Verkehrsaufkommens – auf die Steuerzahler zukommen. Nur wenn alle damit verbundenen Kosten vom Betreiber gedeckt sind und für Klosterneuburger keine Kosten entstehen, kann mit meiner Zustimmung gerechnet werden.

Ich bezweifle aber, dass unter diesen Bedienungen, ein derartiges Projekt wirtschaftlich realisierbar ist.

Werner Rochlitz

Samstag, 6. August 2011

Hexenjagd

Angenommen Sie betreiben einen Ziergarten unter Einsatz von Chemikalien. Würden Sie Unkraut mit Ameisenspray bekämpfen? Ja? Perfekt, dann können Sie Innenministerin oder Innenminister werden. Wieso?

Zum besseren Verständnis verweise ich auf einen ORF Artikel. Fassen wir kurz zusammen: „Mit Blick auf die „verschwindend geringe“ Zahl der angezeigten Straftaten beim Islamismus wurde zudem betont, dass es hier eher um die Tendenz gehe.“ Süß! Damit kann ich alles argumentieren:

„Dennoch pocht die Innenministerin erneut auf das von der ÖVP forcierte Anti-Terror-Paket. Da die Strafverfolgunsbehörden erst am Ende der Radikalisierung die Möglichkeit hätten, einzugreifen, müsse man verschärfend ,an der Schraube der Gesetzgebung drehen', wie Mikl-Leitner betonte.“

Wenn eines meiner Kinder einmal ein Glas am Boden wirft, erkenne ich eine Tendenz die mich dazu veranlasst meine Kinder bis zum 18. Geburtstag gefesselt im Kinderzimmer zu halten? Schließlich ist eine Tendenz zum Vandalismus unübersehbar? Übrigens Meine Kinder sind 1, 2 und 3 Jahre.

Als ÖVP Innenminister bin ich wohl wirklich nicht geeignet. Dennoch, vielleicht sollte unsere Innenministerin bevor sie weiter phantasiert eine Studienreise nach Norwegen machen? Man ist nämlich, wie auch ich nicht, keineswegs Befürworter von Islamismus und Rechtsradikalismus, wenn man keinen Polizeistaat errichtet. Aber man setzt die Ziele der Täter um. Die wollen nämlich die Diktatur ihrer Träume herbeibomben.

Zuletzt noch eine Einschätzung von Peter Grindling, Leiter des Amtes für Verfassungsschutz; „Extremismus und Terrorismus stellen für die österreichische Demokratie im Moment keine ernsthafte Bedrohung dar“. Die nicht, aber die Innenministerin schon.

Werner Rochlitz

Sonntag, 31. Juli 2011

Prioritäten in Klosterneuburg

25.000,- sind eine Menge Geld. Die werden ab 1. September eingespart. Toll Herr Bürgermeister! Okay, dass es keine Busverbindung zum Handelskai mehr gibt muss man nicht so toll finden. Doch wo das Geld fehlt...

Bei der letzten Gemeinderatssitzung wurden die Kosten für Nachmittagsbetreuung in der Volksschule Anton Bruckner Gasse drastisch verteuert. Laut STR Marie Therese Eder soll es Richtung Kostendeckung gehen. 5% jährlich in den nächsten drei Jahren, dann jährliche Inflationsanpassung. Doch wo das Geld fehlt...

Dass Gebühren, die für Abwasserentsorgung oder Müllabfuhr bestimmt sind, sowieso zum Teil im Budget versickern, ist bekannt. Nicht nur der jetzige Bürgermeister hat sich bei den Rücklagen bedient, um das Budget zu entlasten. Jetzt muss der Ausbau der Klähranlage mit Krediten finanziert werden. Schulden die unsere Kinder zahlen. Doch wo das Geld fehlt...

In der Tat hat die Gemeinde auf Ihre Einnahmen wenig Einfluss. Doch fehlt das Geld in Klosterneuburg? Sechs Millionen im Jahr sind für den Straßenbau da. Gut die Straßen müssen erhalten werden das ist klar. Muss die Schömergasse wirklich 40 Tonnen aushalten? Wäre es nicht auch im Sinne der Bewohner eine Wohnstraße und Sackgasse auch technisch zu begrenzen? Könnte das Geld nicht anderswo verwendet werden? Ist hier vielleicht zu viel Geld da? Ein Schelm wer Böses denkt...

Die jährlichen Kosten des Anrufsammeltaxis waren so schrecklich, 62.000,- jedes Jahr. Dafür kamen unsere Jugendlichen ebenso wie Menschen die eben nachts arbeiten müssen sicher nach Hause. Hier wurde gespart, eben in den Nachtstunden. Lediglich die von Wien ausgehenden Fahrten, an denen Klosterneuburger Taxifirmen nichts verdienen, blieben weitgehend unangetastet. Ein Schelm wer böses denkt...

Den Kreisverkehr am Beginn der Umgehungsstraße ziert nun ein Kunstwerk. Wohlfeil um 60.000,-. Dem Bürgermeister gefällt es nicht, aber leider, leider die Sachzwänge, es gab Zusagen, das musste man bauen. Ein Schelm wer böses denkt...

Geld kann auch die Opposition nicht herzaubern. Aber vielleicht besser verwenden. Denn nichts ist „alternativlos“ und wo gespart wird entscheidet nicht der „Sachzwang“ sondern in Klosterneuburg die Rathausmehrheit. Derzeit werden Schelme geradezu ermuntert Böses zu denken. Ich muss es gestehen, fast ist's mir peinlich, ein Schelm bin ich. Sie auch?

Werner Rochlitz

Montag, 18. Juli 2011

Ethikdebatte jetzt!

Der Fortschritt einer Zivilisation ist nicht nur an ihren technischen Möglichkeiten zu messen. Gleichzeitig vertieft der Fortschritt ethische Probleme und schafft neue. Die weltweit vorhanden, meist religiös motivierten, Moralvorstellungen tragen ein Übriges dazu bei. Sie geben Regeln vor, deren Einhaltung in aller Regel ein friedfertiges Zusammenleben ermöglich. Andererseits jedoch ist ein Regelbruch ausweglos. Sühne und Strafe tritt an die Stelle der Milde.

Beispielsweise tritt praktische die gesamte christliche Bewegung gegen Abtreibungen auf. Der Schutz des Ungebornen Leben wird als höchstes Gut definiert. Gleichzeitig wird jedoch die Monogamie gepredigt. Das Dilemma ist vorprogrammiert. Ein uneheliches oder außereheliches Kind bleibt als Makel ständig bestehen. Eine Abtreibung hingegen ist ein einmaliger Verstoß der im günstigen Fall unbemerkt bleibt. Wer rational an die Frage herantritt muss sich wirklich fragen ob den Kirchen das ungeborne Leben so am Herzen liegt. Es ist ja noch gar nicht so lange her, dass Frauen mit unehelichen Kindern sozial und wirtschaftliche benachteiligt wurde, ja als Huren verfolgt.

Ein weiteres Beispiel ist die Frage der vorgeburtlichen Untersuchungen. Es ist ja wirklich bemerkenswert was die Wissenschaft schon erkennen kann, wenn auch mit beachtlichen Fehlerquoten. Viele Ärzte würde eine Untersuchung die in rund 2 von 100 Fällen tödlich endet ablehnen. Eine Fruchtwasseruntersuchung führen sie jedoch bedenkenlos durch obwohl diese für den Embryo genau dieses hohe Risiko bringt. Überhaupt schafft die Pränaltaldiagnostik eine Fülle von Problemen. Mehr als ein Wahrscheinlichkeitsprozentsatz über eine mögliche Behinderung kann sie nicht leisten. Eine Linderung oder Heilung ist fast immer unmöglich oder erst nach der Geburt realisierbar. Es gibt Behinderungen die nicht erkannt werden und Kinder die trotz hoher Behinderungswahrscheinlichkeit gesund zur Welt kommen. Den Eltern wird anschließend eine Entscheidung über Leben und Tod eines Kindes aufgebürdet. In Deutschland – vermutlich auch in Österreich – gibt es sogar Ärzte die der Ansicht sind ein behindertes Kind sei der Gesellschaft nicht zumutbar. In diesem besonders krassen Fall wird das ethische Problem besonders deutlich.

Wir essen alle gerne gut und reichlich. Die Lebensmittelindustrie produziert Nahrungsmittel im Überfluss. Hier schaffen Landwirtschaft und Industrie das Dilemma. Denn die für alle leistbaren Lebensmittel werden – insbesondere Fleischprodukte – unter Bedienungen hergestellt die für die betroffenen Lebewesen schrecklich sind. Es folgt meist der Verweiß auf Bioprodukte. Nur „Bio“ heißt nicht unbedingt argerecht und Freilandeier die nicht „Bio“ sind, können ohne weiteres Futterzusätze enthalten. Eine starke Lobby verhindert jegliche Reglementierungen. Dem Konsument wird knapp mitgeteilt dass „Bio“ etwas koste. Die beachtliche Preisdifferenz kommt zu einem relativ geringen Anteil dem Landwirt zugute.

Abschließend noch ein paar Worte zur Gentechnik: Gentechnik wird seit Jahrtausenden praktiziert. Rosen in allen möglichen Farben, Obstsorten oder auch das Hausschwein entstand durch Gentechnik. Züchtungen und Kreuzungen sind nichts anderes. Die moderne Technik erlaubt jedoch einen Vorgang der sich über hunderte Generationen zieht abzukürzen. Sie erlaubt aber auch völlig neue Kreuzungen die auf natürlichem Wege unmöglich wären.

Neu ist diese Problematik jedoch nicht. Wer Feuer macht um sein Essen zu garen und seine Familie zu wärmen war deswegen kein schlechter Steinzeitmensch. Wer jedoch mit dem Feuer den Nachbarn ausräucherte oder die Hütte nieder brannte war immer verachtenswert. Ein neues Phänomen ist allenfalls dass wir uns vom unmittelbaren Täter zum Auftrageber entwickeln. In diese Rolle lassen wir uns gerne drängen, entbindet es uns doch vom unmittelbaren Schuldgefühl. Die Gemeinheit liegt darin dass die Täter heute offen bekennen die Dreckarbeit zu machen. Die gebotenen Alternativen sind für viele Menschen letztlich nicht verkraftbar. So wird das Tun legitimiert weil alternative Auswege verschwiegen oder verhindert werden.

Wie sollen wir damit umgehen? Ist dieser Prozess unbeeinflussbar?

Ich freue mich über jeden Kommentar, auch auf Facebook oder per E-mail. Auf Wunsch veröffentliche ich ein E-Mail gerne als Kommentar.

Werner Rochlitz

Samstag, 30. April 2011

Hoch dem 1. Mai!

Ich mache es kurz – es wird genug darüber geschrieben, der gestrige Beschluss zur Verschärfung des Fremdenrechts ist ein Anschlag auf die Menschenrechte, das Verhalten der zustimmenden Abgeordneten letztklassig.

Großen Respekt verdient die Abgeordnete zum Nationalrat, Sonja Ablinger (SPÖ), die sich dem Klubdiktat eines Josef Cap nicht beugte und ihr Gewissen und (man kann das nicht genug unterstreichen) die Sozialdemokratischen Grundwerte vertrat.

Das ist jetzt eine gute Gelegenheit über die eigene Partei zu jammern, die Volkspartei verwerflich zu finden, vor den Freiheitlichen zu warnen, das BZÖ nicht ernst zu nehmen, et cetera, et schmetera... . Ich überlasse die politisch dankbare, weil einfache Aufgabe anderen, die im Vorfeld des 1. Mai eifern wollen.

Ich könnte nach 115 Wörtern auch auf den 1. Mai eingehen, seine Geschichte, seinen Wert, seine Bedeutung. Nachdem ich der Partei angehöre die zwar theoretisch weiß wie es geht nur praktisch ganz was anderes macht verweise ich einfach auf diesen Link.

Spannend ist hingegen die Frage was ist passiert, dass die SPÖ lupenreine ÖVP Wirtschafts- und Sozialpolitik und keine Außenpolitik macht. Wieso setzen SPÖ und ÖVP die Ausländer- und Sicherheitspoltik der FPÖ 1:1 nach den Vorgaben Haiders und Straches um? Warum verkaufen die – ehemals (?) - großen Parteien mehr oder weniger große Teile ihrer Grundsätze und wofür?

Die Antwort in der Kronenzeitung zu suchen ist naheliegend aber nicht schlüssig. Fred Sinowatz, Alois Mock, Franz Vranitzky, Erhard Busek, Josef Riegler, Wolfgang Schüssel und am allerwenigstens Alfred Gusenbauer haben sich – mit unterschiedlichen Erfolg – einen Dreck um die veröffentlichte Meinung gekümmert.

Andere Politiker wie Michael Häupl, Waltraud Klassnic, Viktor Klima, Karl Heinz Grasser, Werner Feymann, haben brav exekutiert was aus der Muthgasse vorgegeben wurde. Und Ausnahmepolitiker wie Bruno Kreisky und – man muß es zugeben – Erwin Pröll haben besagten Blättchen diktiert was es zu schreiben habe.

All' diese Politiker wurde von ihren Parteien ins Rennen geschickt und von Deligierten gewählt. Alle haben – am wenigsten noch Fred Sinowatz und Wolfgang Schüssel – die ideologische Erosion ihrer Partei toleriert oder betrieben. Wobei gerade Wolfgang Schüssel einen sehr doppelzüngigen Kurs gefahren ist, in Alltagsfragen abseits der Wirtschaftspolitik ist er den Freiheitlichen oft sehr weit entgegengegangen, während er die Volkspartei wieder reideologisiert hat. Das Ergebnis ist, dass Hardliner wie Josef Pröll oder Michael Spindelegger an die Spitze kamen und Stefan Schmuckenschlager oder Lukas Mandl nun ihre Chance bekommen.

Fazit: die SPÖ steht inhaltsleer einer starken rechtsnationalistischen, demokratieskeptischen, FPÖ und einer wertkonservativen, selbstbewußten ÖVP gegenüber. Wäre die FPÖ in ihrem Auftreten nicht so fanatisch und würde die ÖVP sich ihrer christlichen Werte stärker besinnen könnten die Erfolge dieser zwei Parteien in den Himmel wachen.

Schlecht? Wenn eine starke ÖVP vernünftige Politik macht und sich die Sozialdemokratie überlebt hat ist das zwar für Funktionäre bedauerlich, aber schlecht für Österreich?

Die Arbeiterkammer hat errechnet dass jeder Beschäftigt (inklusive Teilzeit) 36.943,- pro Jahr erwirtschaftet. Das entspricht einem Monatseinkommen (14x) von 2638,79. Dabei ist ihr mehr oder weniger bescheidenes Einkommen bereits abgezogen. Die Frage wie diese Wertschöpfung verteilt wird stellt sich für die Christlich-Soziale Ideologie nicht. Hier genügt es dass niemand echt verhungert (was in Österreich auch passiert) und das arbeitsfähige Menschen von ihrem Arbeitseinkommen die fundamentalsten Grundbedürfnisse befriedigen können. Dass nebenbei rund 1% (80000) über ein Drittel des Gesamtvermögens verfügen ist dabei irrelevant. Man stelle sich vor : in zwei volle Fußballstadien gehen alle Menschen die ein Drittel alles Geldes, aller Betriebe, alle Häuser Grundstücke, usw gehören.

Bei dieser Ungerechtigkeit gilt es anzusetzen und das ist das fundamentale Manko aller bürgerlichen Parteien. Hier liegt die Aufgabe der Sozialdemokratie und hier besteht Handlungsbedarf!

Die Sozialdemokratie und die Linke insgesamt sind also notwendig wie eh und je. Daher wird die Besinnung auf unsere Werte zur Existenzfrage, nicht nur für uns Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten sondern eben auch für die Menschen in Österreich! Nie seit 1945 waren die Ungerechtigkeiten so groß wie heute.

In diesem Sinne: Hoch dem 1. Mai!

Sonntag, 20. März 2011

Her mit dem normalen Leben!

Was ist ein normales Leben? Grundvoraussetzung ist natürlich eine Wohnung (700,-/Monat). Natürlich kommen Energiekosten hinzu (1500,-/Jahr). Dann brauchen wir was zum Essen. Nicht die billigste Diskontware, aber auch keine Luxusprodukte (75,- /Woche). Auch bei der Kleidung bleiben teure Label außen vor (200,-/Monat).

Egal ob Sport oder eine andere Freizeitbeschäftigung, irgend ein Steckenpferd hat bald jemand (150,-/Monat). Als normal wird auch ein Auto vorausgesetzt (4.000,-/Jahr). Ebenfalls ein „must have“: Sommerurlaub (1000,-/Jahr), Winterurlaub - egal ob Skifahren oder Mittelmeer (1.500,-/Jahr) und natürlich ein Städtetrip in eine europäische Metropole (750,-/Jahr). Natürlich gibt es auch ein gesellschaftliches Leben mit Freunden und Kollegen. Dazu gehören Theater, Restaurant, Kino oder einfach der wöchentliche Besuch beim Heurigen (100,-/Monat).

Für Investitionen, also Einrichtungsgegenstände und Elektrogeräte budgetieren wir einen Durchschnittswert, schließlich halten Fernseher und Kühlschrank ja meist länger als ein Jahr (750,-/Jahr). Last but not least sind wir gegen alles und jedes versichert und haben auch ein Vorsorgeprodukt laufen (150,-/Monat).

Macht im Jahr die Kleinigkeit von 27.950.-, das entspricht einem Nettoeinkommen von 2000,- inklusive Weihnachts- und Urlaubsgeld. Für einen keineswegs luxuriösen Lebenswandel. Brutte wären das im Übrigen rund 3.200,- pro Monat. Für Angestellte im Handel sind diese Beträge unerreichbar. Doch gerade sie sollen ihren Kunden diesen Standard als „normal“, ja als „Minimum“ verkaufen.

Natürlich kann man mir jetzt vorrechnen dass dieser oder jener Betrag noch um so viel zu reduzieren sei und das man diesen Lebenswandel auch für - sagen wir 1600,- - erreichen kann. Mag sein, aber ohne Reserven. Wenn nur irgendwas passiert, bleibt nur die Wahl zwischen Schulden (für deren Raten auch keine Reserve da ist) oder Kürzung des Lebensstils.

Sicher man lebt weiter, aber mit dem Druck eben kein „normales“ Leben zu führen. Das sei allen ins Stammbuch geschrieben, die über jene jammern, die in der „sozialen Hängematte“ von 752,94 im Monat leben. Das reale Existenzminimum für ein menschenwürdiges Leben liegt in Österreich bei 2000,-, alles andere ist vegetieren!

Werner Rochlitz

Über mich

Mein Name ist Werner Rochlitz. Ich bin 37 Jahre, verheiratet und habe drei Kinder. Beruflich bin ich Sekretär in der Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck Journalismus, Papier. Über meine Hobbies verrate ich nur das Lesen und Filme dazu gehören und das ich mich für das Eisenbahnmuseum Schwechat einsetze. Ich wohne in Klosterneuburg und arbeite in St. Pölten. Besonders freue ich mich über Kommentare zu meinen Blog. Meine Adresse ist w.rochlitz@gmx.net Ich bin auch auf Facebook, zu finden.

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