Montag, 18. Juli 2011

Ethikdebatte jetzt!

Der Fortschritt einer Zivilisation ist nicht nur an ihren technischen Möglichkeiten zu messen. Gleichzeitig vertieft der Fortschritt ethische Probleme und schafft neue. Die weltweit vorhanden, meist religiös motivierten, Moralvorstellungen tragen ein Übriges dazu bei. Sie geben Regeln vor, deren Einhaltung in aller Regel ein friedfertiges Zusammenleben ermöglich. Andererseits jedoch ist ein Regelbruch ausweglos. Sühne und Strafe tritt an die Stelle der Milde.

Beispielsweise tritt praktische die gesamte christliche Bewegung gegen Abtreibungen auf. Der Schutz des Ungebornen Leben wird als höchstes Gut definiert. Gleichzeitig wird jedoch die Monogamie gepredigt. Das Dilemma ist vorprogrammiert. Ein uneheliches oder außereheliches Kind bleibt als Makel ständig bestehen. Eine Abtreibung hingegen ist ein einmaliger Verstoß der im günstigen Fall unbemerkt bleibt. Wer rational an die Frage herantritt muss sich wirklich fragen ob den Kirchen das ungeborne Leben so am Herzen liegt. Es ist ja noch gar nicht so lange her, dass Frauen mit unehelichen Kindern sozial und wirtschaftliche benachteiligt wurde, ja als Huren verfolgt.

Ein weiteres Beispiel ist die Frage der vorgeburtlichen Untersuchungen. Es ist ja wirklich bemerkenswert was die Wissenschaft schon erkennen kann, wenn auch mit beachtlichen Fehlerquoten. Viele Ärzte würde eine Untersuchung die in rund 2 von 100 Fällen tödlich endet ablehnen. Eine Fruchtwasseruntersuchung führen sie jedoch bedenkenlos durch obwohl diese für den Embryo genau dieses hohe Risiko bringt. Überhaupt schafft die Pränaltaldiagnostik eine Fülle von Problemen. Mehr als ein Wahrscheinlichkeitsprozentsatz über eine mögliche Behinderung kann sie nicht leisten. Eine Linderung oder Heilung ist fast immer unmöglich oder erst nach der Geburt realisierbar. Es gibt Behinderungen die nicht erkannt werden und Kinder die trotz hoher Behinderungswahrscheinlichkeit gesund zur Welt kommen. Den Eltern wird anschließend eine Entscheidung über Leben und Tod eines Kindes aufgebürdet. In Deutschland – vermutlich auch in Österreich – gibt es sogar Ärzte die der Ansicht sind ein behindertes Kind sei der Gesellschaft nicht zumutbar. In diesem besonders krassen Fall wird das ethische Problem besonders deutlich.

Wir essen alle gerne gut und reichlich. Die Lebensmittelindustrie produziert Nahrungsmittel im Überfluss. Hier schaffen Landwirtschaft und Industrie das Dilemma. Denn die für alle leistbaren Lebensmittel werden – insbesondere Fleischprodukte – unter Bedienungen hergestellt die für die betroffenen Lebewesen schrecklich sind. Es folgt meist der Verweiß auf Bioprodukte. Nur „Bio“ heißt nicht unbedingt argerecht und Freilandeier die nicht „Bio“ sind, können ohne weiteres Futterzusätze enthalten. Eine starke Lobby verhindert jegliche Reglementierungen. Dem Konsument wird knapp mitgeteilt dass „Bio“ etwas koste. Die beachtliche Preisdifferenz kommt zu einem relativ geringen Anteil dem Landwirt zugute.

Abschließend noch ein paar Worte zur Gentechnik: Gentechnik wird seit Jahrtausenden praktiziert. Rosen in allen möglichen Farben, Obstsorten oder auch das Hausschwein entstand durch Gentechnik. Züchtungen und Kreuzungen sind nichts anderes. Die moderne Technik erlaubt jedoch einen Vorgang der sich über hunderte Generationen zieht abzukürzen. Sie erlaubt aber auch völlig neue Kreuzungen die auf natürlichem Wege unmöglich wären.

Neu ist diese Problematik jedoch nicht. Wer Feuer macht um sein Essen zu garen und seine Familie zu wärmen war deswegen kein schlechter Steinzeitmensch. Wer jedoch mit dem Feuer den Nachbarn ausräucherte oder die Hütte nieder brannte war immer verachtenswert. Ein neues Phänomen ist allenfalls dass wir uns vom unmittelbaren Täter zum Auftrageber entwickeln. In diese Rolle lassen wir uns gerne drängen, entbindet es uns doch vom unmittelbaren Schuldgefühl. Die Gemeinheit liegt darin dass die Täter heute offen bekennen die Dreckarbeit zu machen. Die gebotenen Alternativen sind für viele Menschen letztlich nicht verkraftbar. So wird das Tun legitimiert weil alternative Auswege verschwiegen oder verhindert werden.

Wie sollen wir damit umgehen? Ist dieser Prozess unbeeinflussbar?

Ich freue mich über jeden Kommentar, auch auf Facebook oder per E-mail. Auf Wunsch veröffentliche ich ein E-Mail gerne als Kommentar.

Werner Rochlitz

Über mich

Mein Name ist Werner Rochlitz. Ich bin 37 Jahre, verheiratet und habe drei Kinder. Beruflich bin ich Sekretär in der Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck Journalismus, Papier. Über meine Hobbies verrate ich nur das Lesen und Filme dazu gehören und das ich mich für das Eisenbahnmuseum Schwechat einsetze. Ich wohne in Klosterneuburg und arbeite in St. Pölten. Besonders freue ich mich über Kommentare zu meinen Blog. Meine Adresse ist w.rochlitz@gmx.net Ich bin auch auf Facebook, zu finden.

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